Loewenmut

Das Fanzine für alle Löwenfans und den Rest der Welt

Aus Heft 9: London »to go«

Amateurfußball, FA-Cup-Finale, Millwall Supporters Club

Wie das Leben so spielt, verschlug es mich Anfang des Jahres als Student nach London. Dies bedeutete nicht nur, Freunde, Freundin und Familie zurück zu lassen, sondern auch den TSV. Einziger Trost in dieser Hinsicht war der Gedanke, schließlich ins so genannte Mutterland des Fußballs zu ziehen und die damit verbundene Aussicht auf guten Fußball mit bombiger Stimmung.

Leider setzte vor Ort sehr bald Ernüchterung ein, als ich feststellen musste, dass Tickets nicht nur Unsummen kosten, sondern auch nur sehr schwierig zu bekommen sind, wenn man zu einem Spiel der Premier League gehen möchte. So beschloss ich, den Stadionbesuch zu vertagen und mich erstmal selber sportlich zu betätigen. Ich setzte mich mit dem Londoner AmateurKlub »Old Sedscopians« in Verbindung, den ich insofern kannte, da die Jungs im Jahr 2008 mit zwei Teams München besucht, sich damals ein Löwenspiel im »Sechzger« und eines am Müllberg angesehen sowie am Trainingsgelände des TSV 1860 ein kleines Turnier bestritten hatten (Löwenmut Nr. 7 berichtete). Die Antwort auf meine Mail kam umgehend und lautete in etwa so:

»Schön, dass du da bist, wir haben am Samstag ein Freundschaftsspiel, und du bist herzlich eingeladen, daran teil zu nehmen.« Also fuhr ich am folgenden Samstag nach SüdostLondon, was von meiner Wohnung im Norden aus mal kurzerhand eineinhalb Stunden dauert. Dort angekommen empfing mich Norman mit breitem Grinsen im LfgR-Shirt und stell- te mich der Mannschaft vor. Das Spiel ging zwei beide aus. Ich debutierte, verteilt auf zwei Halbzeiten, vierzig Minuten lang als rechter Verteidiger - die Kondition ist halt auch schon nicht mehr das, was sie mal war).Trotzdem muss ich wohl eine ganz passable Leistung gebracht haben, weil ich nämlich ab der kommenden Saison fix für die »Old Seds« spielen werde, wenn auch zunächst in der fünften von sechs Mannschaften. Nach dem Spiel ging es direkt in den daneben liegenden Pub, wo mir klar gemacht wurde:

»We are a social club that plays football, not a football club that plays social!«

Die gemeinsamen Biere im Anschluss seien mindestens genauso wichtig wie das Spiel selbst. Die Bilanz des Tages waren ein Fetzen Rausch, lauter nette und offene Leute sowie zum einen eine Einladung zum FA Cup Finale und eine weitere zum Playoff-Spiel (Relegationsspiel) der »Lions« von Millwall FC.

Ersteres war der erwartungsgemäße Event im ausverkauften neuen Wembley Stadion. Wie moderne Arenen halt so sind, öde und steril, wenn auch optisch doch irgendwie beeindruckend. Das Spiel war für den objektiven Zuschauer mit fünfmal Holz und zwei verdattelten Elfern durchaus unterhaltsam. Allerdings hätte ich mich über einen Sieg von Portsmouth mehr gefreut als über das Eins-Null für Chelsea. Die Stimmung bei Millwall dagegen der Wahnsinn. Ein altehrwürdiges Stadion bestehend aus vier Stehhallen, alle knallvoll und infernalischen Lärm erzeugend. Gänsehaut pur:

NO-ONE LIKES US - WE DON'T CARE!

Die Spielqualität war mehr als ruppig.

Etliche rüde Attacken, die bei uns todsicher mindestens dunkelgelb zur Folge gehabt hätten, wurden vom Schiri gar nicht erst gepfiffen, dafür aber vom Publikum mit lautem Beifall belohnt. Am Ende gewann Millwall Zwei-Null gegen Huddersfield und erreichte das Playoff-Finale, was zur Stürmung des Rasens und zu Scharmützeln mit der reichlich vertretenen Polizei führte. Wir setzten uns derweil ins Pub ab und begossen den Sieg mit ein paar Pints. In den Semesterferien beim Sechs zu Eins unserer Amas gegen Reutlingen hatte ich dann natürlich ein Ohr via Handy auf der Insel und siehe da, genau zeitgleich schlug Millwall Swindon durch ein Tor von Robinson mit Eins zu Null und kehrte in die zweite Liga zurück!

Was für ein geiler Tag für Löwen wie Lions!

         Simon

 


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