Loewenmut

Das Fanzine für alle Löwenfans und den Rest der Welt

Aus Heft 8: TSV Weiß-Blau Sechzgerstadion

»Sehnsucht nach dem Verlorenen, nach einer verlorenen Zeit, einer verlorenen Harmonie des Menschen mit der Welt. Nur wer weiß, wie der Romantiker fühlt, wie er leidet, kann den TSV Weiß-Blau Sechzgerstadion verstehen.«

Im Spätsommer 2005 berichtete die Süddeutsche Zeitung über das Amateurspiel der Woche vom C-Klassenspiel zwischen TSV Weiß-Blau Sechzgerstadion und SV Siemens II. Bevor auf das Spielgeschehen näher eingegangen wurde, schweifte die SZ noch kurz in die Literaturwissenschaft ab und schrieb über die Epoche der Romantik:

»Sehnsucht nach dem Verlorenen, nach einer verlorenen Zeit, einer verlorenen Harmonie des Menschen mit der Welt. Nur wer weiß, wie der Romantiker fühlt, wie er leidet, kann den TSV Weiß-Blau Sechzgerstadion verstehen.«

Besser kann man nicht umschreiben, was im März 2003 zwei Dutzend Löwenfans bewogen haben mag, den Traditions- und Sportverein Weiß-Blau Sechzgerstadion zu gründen. In Zeiten, in denen das Grünwalder Stadion dem völligen Siechtum preisgegeben und aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden war, stemmten sich einige Unentwegte gegen den scheinbar unaufhaltsamen Verfall.

Ziel des neu gegründeten Vereins war auf der einen Seite natürlich sportlichen Erfolg im Wettkampf zu erringen, aber auch die ehemalige Spielstätte von 1860 München weiterhin präsent zu halten.

Vieles hat sich in den letzten Jahren geändert, und aus der ehemaligen Freizeitmannschaft Weiß-Blau Sechzgerstadion wurde ein Mitglied des Bayerischen Fußballverbandes, das etablierten Traditionsmannschaften im Münchner Amateurfußball erfolgreich die Stirn bietet. Mit Unterstützung von vielen Helfern, Wolfgang Leuschner und Arnold Geißler sind an dieser Stelle namentlich zu erwähnen, gelang zwischen den Jahren 2005 und 2007 der Doppelaufstieg von der C-Klasse in die A-Klasse. In der Saison 2007/08 musste die Jungs, die für das Grünwalder Stadion ihre Knochen hinhalten, eine durchwachsene Saison hinnehmen. In der aktuellen Saison jedoch legte WBS unter dem neuen Trainer Birol Aydemir, ein ehemaliger Löwenspieler aus Bayernligazeiten, eine für nicht möglich gehaltene Siegesserie hin und begeisterte mit zum Teil phantastischem Angriffsfußball. Ob WBS mit dem dritten Aufstieg im vierten Jahr die Sensation in die Kreisklasse schaffte, stand zum Redaktionsschluss noch nicht fest, aber es ist festzuhalten, dass sich WBS auf dem besten Wege befindet und sich im Münchner Amateurfußball bereits eindrucksvoll einen Namen machen konnte.

Blickt man über den Tellerrand hinaus, fällt auf, dass in Zeiten der totalen Kommerzialisierung des Fußballs Weiß-Blau Sechzgerstadion kein Einzelfall ist. Auch in ausländischen Amateurklassen haben enttäuschte Fußballfans das Heft in die eigene Hand genommen und ambitionierte Fußballclubs gegründet.

Als Vorreiter dieser Bewegung gilt AFC Wimbledon. Als der FC Wimbledon auf Anordnung des damaligen Präsidenten im Jahr 2002 in ein anderes Stadion umziehen musste – man beachte die Parallele zu den Münchner Löwen – gründeten wütende Fans den AFC Wimbledon. Den FC Wimbledon, Gewinner des FA-Cup von 1988, gibt es mittlerweile nicht mehr, er ist im Nachfolgeverein Milton Keynes Dons aufgegangen. Dafür steht der AFC Wimbledon aktuell kurz vor dem Aufstieg in die fünfthöchste Spielklasse in England.

Das bekannteste Beispiel für einen von den eigenen Fans gegründeten Fußballverein gaben im Sommer 2005 die Anhänger von Manchester United ab. Nach der feindlichen Übernahme des Clubs durch den amerikanischen Milliardär Malcom Glazer wurde unter großem Medieninteresse der FC United of Manchester aus der Taufe gehoben.

Ebenfalls im Jahre 2005 kaufte die Firma Red Bull den österreichischen Erstligisten SV Austria Salzburg auf und benannte ihn in FC Red Bull Salzburg um. In Österreich ist sowohl der Kauf eines Vereins als auch die Umbenennung des Klubs vergleichsweise normal, aber die Geschäftsführung der Firma Red Bull tat sich durch fehlende Akzeptanz der Vereinsgeschichte unrühmlich hervor. Nachdem Red Bull das Wappen des Vereins durch das Firmenlogo und aus Marketing-Gründen die Vereinsfarbe Violett durch rot-weiß ersetzt hatte, liefen die Fans Sturm. Um die Identität zu wahren, gründeten die Anhänger der alten Austria den Sportverein Austria Salzburg neu.

Jeder, der gerne Fußball spielt und den Löwen im Herzen trägt, ist bei Weiß-Blau Sechzgerstadion herzlich willkommen und kann jederzeit ins Training kommen. Macht mit und feiert im Zeichen des Grünwalder Stadions rauschende Siege mit WBS.

         Tom Brandl

 


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