Loewenmut

Das Fanzine für alle Löwenfans und den Rest der Welt

Aus Heft 8: Lach- und Sachgeschichten mit den Löwen

… und täglich grüßt das Murmeltier – bzw. jährlich ruft der TSV München von 1860 seine Delegierten zur Delegiertenversammlung zusammen … so auch am 22.11.2008 …

Ort des Geschehens war wieder einmal der Nockherberg. Und wie das so bei den Löwen in den letzten Jahren üblich ist, war auch diesmal wieder ein neues Präsidium zu bestätigen. Bekanntermaßen hatte Dr. Ziffzer ja so eine Art Fischvergiftung, weswegen ihm Dr. von Linde unbefristeten Genesungsurlaub verordnete, was wiederum auf Drängen von Vereinsrat und ARGE den Aufsichtsrat dazu veranlasste, den Präsidenten bis auf weiteres fürs Harley -Fahren frei zu stellen.

Und somit - wir denken an das Murmeltier – galt es also die Tradition, jährlich ein neues Präsidium zu installieren, fortzusetzen. Der Ruf als der Münchner Traditionsverein verpflichtet schließlich. An dieser Stelle sei ganz herzlich Herrn Maget dazu gratuliert, dass er es, wenn auch in zwei verschiedenen Präsidien, bald auf zwei Jahre Vizepräsident bei 1860 gebracht haben wird. Respekt. Das schafft nicht jeder.

Vor allem wenn man offenkundig kaum ein Spiel der ersten Mannschaft gesehen haben kann. Oder wie ist es sonst erklärlich, dass Herr Maget zu jeder unpassenden Gelegenheit erklärt, die Löwen würden zum 150-jährigen Jubiläum 2010 aufsteigen.

Da wir gerade beim Thema Traditionen sind: wie bereits im Vorjahr versammelten sich die Delegierten aus Reihen der ARGE vor der Versammlung zur Einstimmung in einem Nebenraum, auch diesmal wieder unter tatkräftiger Mithilfe aus Funktionärskreisen. Diesmal wurde dort der ehemalige Vorsitzende des Wahlausschusses Rainer Volkmann gesichtet. Böse Zungen würden das als Pflege alter Seilschaften betrachten. Traditionsverein halt.

Aber auch die Moderne hat inzwischen bei 60 Einzug gehalten. Sie kommt in Gestalt des Präsidenten Rainer Beeck und des zweiten Vizes und Schatzmeisters Dr. Michael Hasenstab daher, die, beides Wirtschaftsmenschen, die Formen modernen Managements bei den Löwen einführen. Dem einfachen Delegierten blieb somit auch erst einmal die Spucke weg, als er die Einladung zur DV samt dazugehöriger Unterlagen nicht von Hand geschrieben und schief kopiert bekam, sondern diese perfekt layoutet und gebunden im Briefkasten vorfand.

Ebenso war dann auch zunächst der Auftritt des Präsidiums bei der Versammlung. Mit hübschen bunten Bildern in gefälligen Powerpoint-Präsentationen legten die Herren ihre Sicht der Dinge dar. Zu ihrem Leidwesen kam jedoch wieder einmal das Thema Stadion zur Sprache. Der geneigte Zuhörer konnte dabei lernen, dass das altbekannte »es gähd hoid ned« in modernes BWL-Blabla übersetzt heißt:

»Wir haben ein Committment.«

Bestätigt wurde das Präsidium dennoch. In Sachen Finanzen konnte man noch erfahren, dass der ökonomische Disput zwischen Ziffzer (Einnahmen erhöhen) und von Linde (Ausgaben senken), der von deren Erben Reuter und Hasenstab fortgeführt zu werden schien, dadurch gelöst werden soll, dass man einfach beides probiert. Genial, darauf muss man auch erst einmal kommen.

Im Sommer hatte das Präsidium mit der Satzungskommission vereinbart, dass die neue Satzung in der Delegiertenversammlung zur Abstimmung vorgelegt wird. Daraus wurde nichts, da außer PRO 1860 es - trotz anderer Vereinbarungen - niemand für notwendig erachtet hatte, den Satzungsentwurf vor der Versammlung der interessierten Öffentlichkeit vorzustellen. So wurde hierzu eine außerordentliche DV für das Frühjahr anvisiert. Aus der wurde dann auch nichts, da ARGE und Vereinsrat trotz eines Jahres Mitarbeit in der Kommission zu der plötzlichen Erkenntnis kamen, dass sie den Entwurf, an dem sie selber mitgearbeitet hatten, für nicht gut erachteten und nun die Auffassung vertreten, dass die bestehende Satzung doch ganz O.K. sei. Hierzu erübrigt sich jeder Kommentar. Trotz der eher mäßigen Leistungen der Mannschaft ist 2010 eher der Aufstieg möglich als eine neue Satzung. Misst man die Führungsqualität eines Präsidiums daran, dass es ihm gelingt dafür zu sorgen, dass aus der seit Jahren dauernden Diskussion über eine notwendige Satzungsänderung, auch tatsächlich eine solche erfolgt, dann ist zu befürchten, dass auch bei der nächsten DV wieder ein neues Präsidium zu bestätigen sein wird. Aber dann von anderen Delegierten, denn für die 2006 gewählten Delegierten der Fußballabteilung war dies die letzte DV in dieser Zusammensetzung, da hierzu im Frühjahr 2009 Neuwahlen anstanden, die bereits deutlich ihre Schatten auf die DV voraus warf.

Mitgliederversammlung der Fußballabteilung 29.03.09

Alle drei Jahre gestattet die Fußballabteilung des TSV 1860 ihren Mitgliedern zu einer Versammlung zusammen zu kommen. Soviel zum Thema volksnaher Verein. Müsste man nicht in diesem Turnus Abteilungsleiter und Delegierte wählen ...

Die letzte Versammlung 2006 hatte ziemlich Bewegung in den TSV 1860 gebracht. Mit PRO 1860 betrat ein neuer Akteur die Bühne der Vereinspolitik und holte sich auf Anhieb die Mehrheit der Delegierten. Die aus Wildmosers Zeiten stammenden Seilschaften aus Gremien und Funktionären des TSV mit der ARGE wurde damit zumindest stellenweise gekappt. Für die ARGE, so schien es, ein traumatisches Erlebnis, eine Schmach, die es nun 2009 wieder auszugleichen galt. Somit war klar, dass es bei den Delegierten für beide Fanorganisationen durch das Mehrheitswahlsystem um Alles oder Nichts gehen würde. Auch wenn es eigentlich eine Personenwahl ist, war es eine Lagerwahl, auf der eine Seite die ARGE, auf der anderen PRO1860 im Bündnis mit den Freunden des Sechziger Stadions, den Löwenfans gegen Rechts, der Cosa Nostra und vielen anderen, darunter auch einige Leute aus der ARGE. Beide legten umfassende Kandidatenlisten vor und versuchten möglichst viele wahlberechtigte Mitglieder aus ihren Reihen für die Wahl zu mobilisieren. Angesichts der immer wieder angeführten 50.000 ARGE-Mitglieder eigentlich ein hoffnungsloses Unterfangen für PRO1860. Aber, um dies gleich vorwegzunehmen, die immer wieder kolportierten mehr als 20 Busse der Arge kamen nicht.

Dabei hatte die Abteilungsleitung ihnen eine einfache Anreise ermöglicht, hatte sie für die Versammlung doch das Ballhaus Forum Unterschleißheim ausgewählt, für Busse von außerhalb über die Autobahn leicht erreichbar, ohne dass man in diese Stadt rein muss, genau wie bei der Arena. Nur zur Erinnerung, der Verein heißt TSV MÜNCHEN von 1860.

Neben der Delegiertenwahl stand auch die Wahl einer neuen Abteilungsleitung an. Hier muss man vom Ende eine Ära sprechen. Andreas Kemmelmeyer hatte ja bereits die Abteilungsleitung an Wolfgang Hauner weitergegeben. Aber auch dieser trat nicht wieder an, ebenso der langjährige stellvertretende Abteilungsleiter Jakob Kraus.

Wolfgang Hauner nutze seinen Bericht als Rundumschlag und Abrechnung, die besonders das Präsidium und die neuen Verantwortlichen in der KGaA Stoffers und Stevic trafen. Man hatte aber den Eindruck, dass diese das überleben werden.

Den meisten Applaus bekam auf der Versammlung jemand, der gar nicht zur Wahl stand, der ihn aber verdient hat. Ernst Tanner wird ja den Verein verlassen. Hier bestand über die sonst den Tag bestimmenden Lagergrenzen hinweg große Einigkeit, dass dies ein schwerer Verlust für 60 ist. Deshalb auch an dieser Stellenochmals: Lieber Ernst Tanner, vielen herzlichen Dank, für alles, was Du für unsere Löwen getan hast, DANKE!

Die erste Wahl, die anstand, war die des Abteilungsleiters. Es kandidierten Thomas Hirschberger, Günter Kirchmeier und Robert Reisinger. Hirschberger galt als Favorit der ARGE, Reisinger stand auch als Delegiertenkandidat auf der Vorschlagsliste von PRO 1860. Reisinger gewann die Wahl mit etwa zwei Drittel der Stimmen. In seiner Dankesrede erklärte er, dass er mit Daniel Bauer als stellvertretenden Abteilungsleiter und Thomas Probst als Kassenwart gerne ein Team bilden würde, worauf die anderen Kandidaten für diese Ämter ihre Kandidatur zurückzogen. Ein Schritt, der Respekt verdient. Nach diesem Wahlergebnis erwarteten viele, auch in der Presse, dass PRO1860 ebenso bei der Delegiertenwahl die Nase vorn haben würde. Aber es kam anders. Als eine Woche später die Delegiertenwahl durch das KVR ausgezählt war, stand fest, dass die ARGE 144 Delegierte stellen würde und PRO1860 nur noch 30.

Mancher befürchtet nun eine Rückkehr in alte Zeiten. Ob es so kommen wird, bleibt abzuwarten. Auf der Versammlung konnte man sie neben einander sehen, den alten TSV und den, wie er vielleicht werden kann. Beispiele für das neue waren der Redebeitrag von PRO1860-Vorstand Dr. Andreas Petri, der die Überwindung der Gräben im Verein zum Thema hatte und eine Einladung zu Versöhnung war, und die Vorstellung von Robert Reisinger, der offen, klar und engagiert seine Person vorstellte und darlegte, warum er das Amt anstrebt und was er in diesem Amt erreichen will. Sein Mitbewerber Hirschberger bot nichts dergleichen. Damit steht er für den alten TSV, bei dem ein gewisser »Promi-Status« reichte um in ein Amt zu kommen. Den Gegenpol zu Petri aus den Reihen des alten 60 stellte Rainer Volkmann dar. Auf Petris Plädoyer für gegenseitigem Respekt antwortete Volkmann, dass das hoffentlich auch für Petris Leute gelte. Damit unterstellte er nicht nur einseitig mangelnden Respekt, sondern stellte darüber hinaus wie nebenbei in Frage, dass Petris Angebot wirklich ernst gemeint war. Auch typisch für den alten TSV war Volkmanns Behauptung, die Erneuerung der Satzung wäre daran gescheitert, dass PRO1860 einen für die anderen Abteilungen nicht akzeptablen Satzungsvorschlag vorgelegt hätte.

Wahr ist vielmehr, dass es gar keinen Vorschlag von PRO1860 gab, sondern nur einen der Satzungskommission, in der mehrere Abteilungsleiter vertreten waren. Zu Zeiten von Wildmoser wurden Leute, die nicht auf Linie waren, diskreditiert. Insbesondere ein Teil der Fanszene wurde dadurch ausgegrenzt und übergangen.Viele dieser Leute findet man heute bei PRO1860. Volkmann, der als früherer Funktionär ein Vertreter dieses alten TSV ist, ist auch genau in dieser Tradition auf der Versammlung aufgetreten.

60 muss sich erneuern und es hat die Chance dazu. Die Türen hierfür wurden in den letzten drei Jahren aufgezeigt, zum Teil sogar schon geöffnet. Dafür war und ist PRO1860 wichtig und hat seinen Beitrag dazu geleistet. Jetzt liegt der Ball in der Hälfte der ARGE, ob man diese Türen wieder schließt oder ob man gemeinsam durch sie hindurch in eine neue und bessere Zukunft für die Löwen geht.

         Herbert

 


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