Loewenmut

Das Fanzine für alle Löwenfans und den Rest der Welt

Aus Heft 7: Mein Löwen-Tagebuch (Fabius)

Falls hier jemand den 4. Dezember vermisst: diesen Tag hat es 2006 rätselhafterweise nicht gegeben.

Dienstag, 29. Januar
Wer sagt, dass ein Spiel 90 Minuten dauern muss? Beim Pokalauftritt am Tivoli braucht der Löwe ganze sechs, aus 0:2 mach 3:2 in Minute 83, 85 und 89. Die Öscher können es nicht fassen, wir auch nicht. Schwarz! Kucukovic! Johnson! Drei Namen in Erz gemeißelt, bzw. bald darauf auf Stoff gedruckt …
 
Samstag, 2. Februar
Sportschau eingeschaltet, die Auslosung. Natürlich tritt der worst case ein: FC Unaussprechlich und dann auch noch 'auswärts'. Härter konnte es nicht kommen, vor Schreck brennt mir das Abendessen an. Im LF überschlagen sich die Leute derweil vor Begeisterung. »It's derby time«.
 
Sonntag, 3. Februar
Der Mannschaft ist das Los auch auf den Magen geschlagen, vor 69.000 Zeugen, die wiederum zum erheblichen Teil eklige Farben tragen, verpatzt der Löwe die Heimpremiere in 2008. Gegen den FCA. Nicht schon wieder! Doch. Albträume die immer wiederkehren. Dafür gilt ab heute die neue Hausordnung, und damit ein Verbot sämtlicher Fascho-Klamotten und -Symbole. Klarer Fall von »Was lange währt, wird endlich gut«. Also: schleichts Euch, Ihr Grattler!
 
Freitag, 22. Februar
Zum Gastspiel bei den Kölner Jecken reist der Löwe heute mit dem letzten Aufgebot an: vier sind verletzt, zwei gesperrt und vom Rest drei noch angeschlagen. Überlege schon, ob ich zur Reise nach Nordrhein-Vandalien meine Fußballschuhe einpacken soll … Vorm Kick gibt's den Pflichtbesuch im Dom, es sind nur 509 Stufen zum Turm und Gotik ist geil. In einer Wirtschaft namens »Zum Früh« gibt's ein spätes Mittagessen, auch das gibt's. Und zum krönenden Abschluss erkämpft der Löwe mit 6 A-Jugendlichen einen Punkt beim Aufstiegskandidaten, die Gesichtsfarbe von Christoph »die Nase« Daum wechselt in 90 Minuten von grau zu ganz grau. Und einen haben wir noch: »Du-hast-die-Haaare schön« …
 
Dienstag, 26. Februar
Schock in der Frühstücksstunde: gestern nacht sind Schickeria- oder sonstige Wixxer ins GWS eingebrochen und haben die Kultstätte geschändet. Teile der Westkurve sollen in den verhassten Farben und mit dem widerwärtigen Schriftzug beschmiert sein … Anrufe, SMS und Internetbeiträge bestätigen das Unerhörte, Pogromstimmung macht sich breit. Einen Tag vorm Derby. Ja, Buam, jetzt wisst Ihr endgültig, was es geschlagen hat! Rache will kalt genossen werden, erst das Gschwerl den Müllberg nunterschießen, dann die Trophäenschränke ausräumen und all die hässlichen Vasen bei Ebay verticken … Auf geht's!
 
Mittwoch, 27. Februar
Aus allen Zeitungskästen schreien einen heute morgen die Bilder an, die wir alle nicht sehen wollen. Neben mir steht einer und feixt, leider rennt er so schnell weg, dass er die Kasbladln nicht quer zu futtern kriegt … Und ich mussirgendwie den Tag rumbringen, den Feierabend lange nicht mehr so herbeigesehnt. Am Sendlinger Tor ist die Partygesellschaft in Weiß und Blau schon am Start, was riecht denn hier so streng? Ach sooo, bloß der erbeutete Bauernschal, der da an der Laterne stillvergnügt vor sich hinkokelt. Durch Seen von Scherben zur U-Bahn und auf den Weg zum Müllberg gemacht. Wie auch immer es heute abend ausgeht – rein akustisch hat der Branchenführer keine Chance. Sind heute in der Nordkurve Oberrang; Wahnsinn, da kriegst ja den Höhenkoller. Und was für einen geilen Mob wir am Start haben … Servus Kraiburger! Selbst die Hardcore-AA-Verweigerer sind über den eigenen Schatten gesprungen, ja ist es denn …?! Was folgt, ist bekannt: 120 Minuten Fight, Fieber und Extase, brutal beendet in der 122. Minute. Wir haben einen historischen Abend erlebt, ein neues Kapitel in der Heldengeschichte des ruhmreichen TSV. Mit einem Haufen von Amateuren und Jugendspielern die Zig-Millionen-Truppe des Branchenführers blamiert bis auf die Knochen. Und das zur besten Sendezeit, live und in Farbe vor der ganzen Nation. Und selbst zum Feiern ist Rot noch zu doof …
 
Donnerstag, 28. Februar
Tag danach. Was dieser Abend uns an Sympathien gebracht hat, lässt sich erst allmählich abschätzen. Löwen, wir sind stolz auf Euch!
 
Samstag, 1. März
Morgens um zehn Uhr herrscht vor dem Fenster Weltuntergangsstimmung: Sturm, Finsternis und eine Mischung aus Regen, Schnee und Hagel. Schlafe weiter, heute findet sicher kein Kick statt. – Mal wieder der Satz mit X, als ich aufstehe, ist blauer (!) Himmel und Sonne. Verloren haben die Amas trotzdem.
 
Montag, 10. März
Was mache ich heute eigentlich in München? Der Löwe tritt zum Duell der Kultvereine am Millerntor an … am Montagabend. Grrrrrr. So bleibt nur Couchsupport, aber auch der ist vergebens, das siebte 0:0 der Saison, das dritte in Folge.
 
Sonntag, 23. März
Man kann auch in Oberwerth unter Wert geschlagen werden … was zu beweisen war. Gegen desolate Koblenzer schlägt der Löwe sich selbst, zwei Eigentore in 11 Minuten, das soll uns mal einer nachmachen. Oder besser nicht … Fröhliche Ostern oiwei.
 
Freitag, 28. März
Es gibt sie noch, die tollen Abende in weißblau … momentan freilich nicht bei den Profis. Aber der abendliche Ausflug auf Giesings Höhen hat es dafür in sich, nach 44 Minuten Krampfkick fungiert ein Glückstor vor dem Halbzeitpfiff als Öffner für die Büchse der Pandora, und der letztes-Jahr-noch-Zweitligist aus Burghausen kassiert von groß aufspielenden Junglöwen eine Fünferpackung. Und war damit noch gut bedient. Und was die dritte Halbzeit in der StaWi angeht … Nee, die beschreibe ich nicht – wen es interessiert, der soll halt beim nächsten Mal vorbeikommen!
 
Sonntag, 30. März
Mit der peinlichen Heimpleite gegen praktisch abgestiegene Linsenschleifer aus Jena ist die Profisaison für mich beendet. Soll sich die letzten Heimspiele anschauen, wer noch mag. Wenn man solchen LMAA-Fußball spielt, muss man sich nicht wundern, wenn die Kundschaft der Aufforderung Folge leistet.
 
Samstag, 12. April
Heute ist mal wieder authentische Giesinger Fußballkultur angesagt, auch wenn der Auftritt der Junglöwen gegen Reutlingen nur eine Halbzeit lang Freude macht und beim 2:2 wieder zwei Punkte liegen geblieben sind. Im Anschluss an den Kick öffnen sich die Tore zum heiligen Rasen … die Mädels und Jungs von XX-Tausend haben sich wieder mal was einfallen lassen: ein Fotoshooting der stolzen Jahreskartenbesitzer mit der Mannschaft. In einigen Hundert Giesinger und sonstiger Haushalte wird morgen der Wandputz umgruppiert in Erwartung des Riesenposters.
 
Donnerstag, 17. April
Mit dem 2:1 gegen die Wasseraufbereiter aus dem Hessischen hat der Löwe nach 9 sieglosen Spielen wohl die letzten zum Klassenerhalt nötigen Punkte geschrieben. Damit ist das Thema durch, und die Konzentration gilt voll und ganz den Amas und dem 24. Mai.
 
Samstag, 19. April
Trotz Aprilwetters beginnt das Wochenende sonnig: durch zwei Joker-Tore der Companeros Fink und Duhnke siegen die Amas beim hochfavorisierten VFB im Ländle. Sag blos da geht noch was?!
 
Donnerstag, 24. April
Noch einen Monat bis XX-Tausend. Auf geht's, die paar Tickets bringen wir doch noch los! An Ideen, Aufrufen und Aktionen mangelt es nicht, von konstruktiv bis total durchgeknallt. Das ist unser Verein, unser ruhmreicher TSV. Wir glauben an unsere Träume, deshalb sind wir Löwen, jetzt und in alle Ewigkeit.

Amen

 


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