Loewenmut

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Aus Heft 1: SK Srbija: Hoffnung zwischen Hochhäusern

Wo stehen Münchens reine Amateurvereine?
In Liga drei, vier oder fünf suchen wir sie vergeblich. Was da aber auf Kreis- und Bezirksebene um Tore und Punkte kämpft, ist vielschichtig, multikulturell und verrät mehr über unsere Stadt als eine gut gefüllte Nordkurve.

Zum Beispiel der Neuperlacher SK Srbija. Als frisch aufgestiegener Bezirksoberligist ist er gemeinsam mit der SpVgg Feldmoching, seinem einzigen Münchner Ligakonkurrenten, der erfolgreichste Amateurverein unserer Stadt. Der SK Srbija könnte sogar zu Münchens Hoffnung auf höherklassigen Amateurfußball avancieren. Zwar strebt das junge Team für heuer zunächst den Klassenerhalt an, bastelt aber bereits am Projekt Landesliga.

Längst hat der »Sport-Klub Serbien«, wie er übersetzt heißt, jene Traditionsvereine mit Namen wie Teutonia, Hansa oder Bajuwaren überholt. Sechs Aufstiege von der C-Klasse bis zur Bezirksoberliga stehen seit der Gründung vor nur 13 Jahren in der Bilanz. Unvergessen bleibt ein Sieg gegen die Drittligakicker des Beckenbauerfranzvereins im Bayernpokal-Halbfinale 1995. Und auch die Löwenreserve musste sich bei ihrem Testspielsieg im letzten Sommer mehr strecken als ihr lieb war. Nach dem Vereinsmotto »sajedno jos jaci«, etwa »gemeinsam mehr erreichen«, feilen die Kicker von der Bert-Brecht-Allee weiter an ihrem Erfolg.

Gemeinsam heißt auch multinational

Mag auch der Name das Gegenteil vermuten lassen: Nur etwa die Hälfte der Mitglieder des SK Srbija sind Serben. Viele Deutsche und Türken, ja auch Kroaten und Bosnier spielen in den Jugend- und Seniorenteams des Vereins Fußball und Basketball. Von früheren Animositäten etwa unter Ex-Jugoslawen sei kaum noch was zu spüren, betont Clubsekretär Zeljko Vuksanovic. Und selbst die Frage nach ausländerfeindlichem Verhalten etwa von deutschen Gegenspielern oder Zuschauern löst erstaunlicherweise Kopfschütteln aus. Vuksanovic berichtet von nichts, was über rein sportliches Verhalten hinausgheht. In Punkto Rivalitäten – klar, da hat man auch ein, zwei »Lieblingsgegner«. Etwa den Verein aus einer oberbayerischen Kreisstadt, der einmal einen Prozess gegen den SK Srbija anstrengte. Es ging um den Einsatz angeblich nicht lizensierter Spieler, welcher sich am Ende nicht beweisen ließ, beim SK Srbija allerdings einen Aufstieg um ein Jahr verzögerte. Ansonsten, so betont der Sprecher, freue man sich überall auf die sportlichen Auftritte der Neuperlacher.

Ist also manches im Staate Bayern besser als wir landläufig denken? Kann ein ambitionierter, multinationaler Club mit einem so fremdartigen Namen sich ohne ernsthafte Probleme zwischen Traunstein, Weilheim und Feldmoching behaupten und sogar Sympathien erobern? Dass man nichts Gegenteiliges hört, ist zweifellos ein Hoffnungszeichen für den Fußball im Großraum München. Wenn nicht die Herkunft, zählt, sondern nur der Sport, können wir tatsächlich »sajedno jos jaci – «gemeinsam mehr erreichen«.

          Jens Kügler

 


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